Es rauscht, pfeift, zischt oder rattert im Ohr und im Kopf. Die Töne haben keine äußere Schallquelle und setzen sich hartnäckig fest. Mehr zu Entstehungstheorien, Ursachen und Therapien bei Tinnitus
aktualisiert am 19.03.2018
Das Erklärvideo gibt Ihnen einen ersten Einblick, worum es bei Tinnitus geht:
Info:
In weiteren Kapiteln dieses Beitrags erfahren Sie noch mehr dazu, wie Ohrgeräusche entstehen, wie sie sich äußern, welche Ursachen mit verantwortlich sein können und welche Rolle die Psyche spielt.
Sie erhalten einen Überblick, welche Therapien – abhängig von der Dauer der Ohrgeräusche – sinnvoll sind und was Sie selbst tun können, um den Tinnitus besser in den Griff zu kriegen.
Um sich als nicht Betroffener zu informieren, wie Tinnitus klingen kann, hat man Betroffene gebeten, mit einem Synthesizer ihre akustischen Empfindungen nachzubilden. Kein anderer außer dem Betroffenen selbst kann nämlich die Ohrgeräusche hören.
Häufig sind es hohe Pfeif- und Piepstöne, die entweder ständig im Ohr klingen oder in bestimmten Abständen immer wieder auftreten. Manche Patienten plagt ein Rattern, Zischen, Rauschen, Sausen oder tiefes Brummen. Andere Tinnitusvarianten gleichen einem vorbeifahrenden Zug oder einer Bohrmaschine.
Ohrgeräusche kennt fast jeder. Die Erscheinungsformen sind vielfältig. Die Ohrgeräusche können ein- oder beidseitig auftreten, nur vorübergehend bestehen oder chronisch werden, mit unterschiedlichen Krankheitsfaktoren in Zusammenhang stehen oder mit verschiedenen Graden der psychischen Tinnitusbelastung verbunden sein.
Tinnitus ist zunächst keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom für unterschiedliche Störungen. Am Anfang stehen häufig Schäden und Erkrankungen im Ohr selbst, etwa durch Entzündungen oder starke Lärmeinwirkung. Bei jedem hundertsten Betroffenen ist der Leidensdruck so hoch, dass sich der Tinnitus zu einer Krankheit mit teilweise tiefgehenden Leiden entwickeln kann.
Hinzu kommen dann meist noch weitere Begleiterscheinungen wie Geräuschüberempfindlichkeit (Hyperakusis), Konzentrationsstörungen und Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen.
Entsprechend unterscheiden die Mediziner zwei Hauptformen, nämlich den akuten und den chronischen Tinnitus.
Negativ wirken Dauerstress und psychische Belastungen, wenn es darum geht, wie laut ein Betroffener die Ohrgeräusche wahrnimmt.
Auch schmerzhafte Bewegungseinschränkungen an der Halswirbelsäule und Störungen der Kiefer-Kaumuskulatur können über bestimmte Nervenverbindungen dazu beitragen, dass ein Tinnitus in seiner Lautheit variieren kann (sogenannter somatosensorischer Tinnitus).
Nehmen Sie erstmals auftretende Ohrgeräusche ernst. Manchmal hilft es, sich möglichst bald aus dem aktuellen Geschehen, zum Beispiel eine zu laute Umgebung, zurückzunehmen und sich zu entspannen.
Wenn das ständige Pfeifen, Rauschen oder Summen nach ein bis zwei Tagen nicht verschwunden ist, sollten Sie einen Hals-Nasen-Ohren-(HNO-)Arzt aufsuchen, um gegebenenfalls eine geeignete Therapie einzuleiten.
Info:
Die nachfolgende Liste ist nur als Überblick gedacht. Wichtig: Selten nur steckt hinter einem Tinnitus eine ernste Erkrankung. Meist lässt sich eben kein expliziter Auslöser finden, es liegt ein idiopathischer Tinnitus vor (siehe auch weiter oben).
Selbst bei einem Tinnitus, der etwa im Zusammenhang mit einem Hörsturz aufgetreten ist, weiß man nicht, was den Ohrgeräuschen wirklich zugrunde liegt. Daher vermeiden Experten es lieber, bei Tinnitus von "Ursachen" zu sprechen.
Zur Therapie bei Tinnitus gibt es ebenfalls noch viel Forschungsbedarf. Trotzdem können Therapeuten helfen. Mehr dazu im Kapitel "Tinnitus: Welche Therapien helfen" in diesem Beitrag.
Überblick: Mögliche Erkrankungen, bei denen Tinnitus häufig vorkommt
Tinnitus bei Ohrenerkrankungen und -schädigungen
(siehe Kapitel "Ohrgeräusche (Tinnitus) – Auslöser: Ohrerkrankungen, Gehörschäden")
Nicht pulsierender Tinnitus
Pulssynchroner Tinnitus (insgesamt eher selten)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Wie können Ohrgeräusche entstehen? Dafür gibt es unterschiedliche Erklärungsmodelle. Um Höreindrücke zu verarbeiten, wirken Ohr und Gehirn auf komplizierte Weise zusammen. Die von außen kommenden Schallwellen gelangen über den Gehörgang, das Trommelfell und das Mittelohr zum Innenohr.
Dort, im eigentlichen Hörorgan, wandeln die Hörsinneszellen diese physikalischen Reize so um, dass der Hörnerv sie in Form elektrischer Signale aufnehmen und zum Hörzentrum im Gehirn weiterleiten kann. Das Hörorgan (Schnecke, Fachbegriff: Cochlea) ist quasi mit einem Mikrophon zu vergleichen, das Schallwellen in Strom umwandelt.
Im Zusammenspiel mit anderen Hirnbereichen verarbeiten die zuständigen Nervennetzwerke die Höreindrücke, entschlüsseln sie und ordnen sie ein, so dass sie schließlich "verstanden" werden. Das Gehirn steuert nicht nur die vielfältigen ankommenden Informationen, sondern ist auch in der Lage, überflüssige, störende Reize quasi herauszufiltern.
Schon kleinste Störungen im Hörsystem, zum Beispiel an den Hörsinneszellen, können die vielschichtige Hörverarbeitung durcheinander bringen. Dann werden Höreindrücke mitunter fehlerhaft weitergegeben, verselbstständigen sich und setzen sich unabhängig von äußeren Reizen im Gehirn fest.
An der Hörverarbeitung beteiligte Nervenzellen reagieren in bestimmten Gehirnbereichen überaktiv, um quasi die durch eine Schädigung entstandene Hörminderung auszugleichen. Die Überaktivität bleibt bei manchen Menschen bestehen, auch wenn ein möglicher Hörschaden behoben ist.
Sinnes- und Nervenzellen können jedoch auch spontan aktiv werden und fehlerhafte Geräuschinformationen weitergeben, obwohl wir keinen Schaden am Hörorgan erkennen. Hier kommen andere Einflüsse zum Tragen.
Die Psyche wirkt ebenfalls beim Hören und Verstehen mit. Denn alles, was wir hören, wird im "Gefühlszentrum" verarbeitet und gibt den Höreindrücken sein Gepräge. Umgekehrt beeinflusst unsere jeweilige Stimmung, in welcher Weise wir Töne und Geräusche wahrnehmen und welche Aufmerksamkeit wir ihnen schenken.
Meist liegt dem Tinnitus eine Störung im Ohr und/oder im weiteren Hörsystem zugrunde. Im chronischen Stadium und bei ganz seltenen Erkrankungen des Gehirns liegt die Quelle der Phantomgeräusche nicht im Innenohr, sondern im zentralen Hörsystem selbst.
Nach den immer noch unbekannten Ursachen forschen Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen, etwa HNO-Ärzte, Neurologen, Psychosomatiker.
Der Begriff Tinnitus leitet sich vom lateinischen Wort tinnire (= klingeln, klimpern, schellen) ab. Damit bezeichnet man aber nicht nur Geräusche mit hohen Frequenzen wie Pfeifen, Zischen, Zirpen. Vier von zehn Betroffenen hören ein Pfeifen, jeder vierte ein Rauschen und jeder zehnte ein Summen. Seltener sind Zirpen und Klingeln oder Geräusche wie Sausen, Brummen, Zischen, Pulsieren und Hämmern – dabei können die Töne in einem oder in beiden Ohren zu hören sein. Beim pulsierenden Geräuschcharakter kann die Geräuschquelle zum Beispiel auf ein Blutgefäß in Ohrnähe zurückgeführt werden.
In der akuten Phase, also in den ersten drei Monaten, treten die Ohrgeräusche mitunter zu den unterschiedlichsten Tageszeiten auf und verschwinden danach wieder. Vor allem zu Beginn beobachten sich viele Betroffene sehr aufmerksam und reagieren manchmal besonders sensibel auf ihre Umwelt: Einige empfinden Stille als unangenehm, weil sie dann ihren Tinnitus stärker wahrnehmen. Das erschwert zudem oft das Einschlafen. Aber auch Töne, die den eigenen Ohrgeräuschen sehr ähnlich sind, können störend wirken.
Lautstärke: Manchmal ist der Tinnitus kaum hörbar. Er kann aber bei Stress, körperlicher Anstrengung oder nach Alkoholgenuss anschwellen, bei einigen Menschen wird er vor allem nachts laut. Ein Teil der Betroffenen erlebt Dauergeräusche.
Empfindlich gegenüber Geräuschen: Viele Tinnitus-Betroffene berichten, dass sie im Verlauf der Anfangsmonate oder noch vor Beginn des Tinnitus besonders empfindlich auf Außengeräusche reagieren. Diese sogenannte Hyperakusis kommt bei bis zu 50 Prozent der Tinnitusbetroffenen vor. Sie zucken zusammen, wenn es irgendwo plötzlich quietscht oder scheppert, klingelt oder brummt, und halten sich zum Beispiel bei Beifall spontan die Ohren zu.
So verführerisch äußere Stille aber auch sein mag: Die eigenen Ohrgeräusche hören sich dann nach einiger Zeit meist noch lauter an. Dagegen können leise Umgebungsgeräusche wie Musik, Gemurmel oder vorbei fließender Autoverkehr die inneren Töne zurückdrängen, "maskieren".
In der Regel nimmt nur der Tinnitus-Betroffene selbst die Geräusche wahr. Daher ist es oft schwierig, die lästigen Töne anderen Menschen gegenüber zu beschreiben. Hilfreich können Vergleiche sein: "Das hört sich an wie die Betriebsgeräusche eines Computers, dessen Lautsprecher auf leise gestellt ist" oder "Es sirrt im Ohr wie eine lästige Mücke" oder "Es quietscht wie die Bremsen eines einfahrenden Zuges" oder "Bei mir rauscht es im Kopf, wie wenn die Waschmaschine ständig laufen würde".
Damit der HNO-Arzt die Frequenz und die Intensität Ihrer inneren Geräusche besser verstehen kann, spielt Ihnen eine Arzthelferin Testtöne und -geräusche mit verschiedenen Frequenzen, also unterschiedlicher Höhe, Tiefe und Intensität, zum Vergleich vor. Dies wird als Tinnitusanalyse bezeichnet.
Im Gegensatz zum in der Regel gleichförmigen, nicht pulsierenden Tinnitus kommt die objektive, korrekter: objektivierbare Form nur in einem von hundert Fällen vor. Ausgangspunkt ist eine körpereigene ohrnahe Schallquelle, die vom Hörorgan gehört wird. Die Geräusche können zum Beispiel in einem Blutgefäß entstehen oder wenn sich kleine Muskeln im Ohrbereich zusammenziehen.
Eventuell kann der Untersucher die Geräusche auch von außen hören, wenn beispielsweise das Blut durch verengte Blutgefäße, die in der Nähe des Ohrs liegen, strömen muss. Die dabei entstehenden pulssynchronen Geräusche hören sich wie ein pulsierendes Zischen oder Rauschen an. Der so wahrgenommene Tinnitus entspricht gewissermaßen dem sich ins Ohr fortsetzenden Herzschlag. Veränderungen an Venen führen eher zu einem pulssynchronen, an- und abschwellenden Rauschen.
Wie sehr sich jemand von den Ohrgeräuschen gestört fühlt, hängt zwar auch, aber nicht nur von der Art und Lautstärke des Geräusches ab. So berichten viele Betroffene, dass hohe Frequenzen unangenehmer sind als tiefe. Aber auch wer ein ständiges Pfeifen oder Klingeln hört, muss sich nicht unbedingt im Alltag beeinträchtigt fühlen. Denn wichtiger noch ist sozusagen die persönliche Tagesform und die eigene Einstellung. Außerdem spielen mögliche Folgesymptome auf der körperlichen und seelischen Ebene eine wichtige Rolle, etwa Schlafstörungen und eine starke innere Fixierung auf den Tinnitus.
Experten teilen insofern den Leidensdruck in vier Schweregrade ein:
Unterschiedlichen internationalen Erhebungen zufolge haben zwischen etwa vier bis 20 Prozent der Erwachsenen einen chronischen Tinnitus. Die Zahlen schwanken erheblich, je nach Tinnitusform sowie Alter und Geschlecht der Befragten. Ältere Menschen zum Beispiel berichten häufiger über Tinnitus.
Nach der repräsentativen Bevölkerungsbefragung der Deutschen Tinnitus-Liga 1999 kommt es jährlich bei etwa zehn Millionen Deutschen zu einem Tinnitus unterschiedlicher Dauer, der bei etwa 240.000 Betroffenen in einen chronischen Tinnitus übergeht (jährliche Neuerkrankung mit chronischem Tinnitus). Von ihnen werden etwa 30.000 im ersten Jahr geheilt.
Etwa 35 bis 40 Prozent der Erwachsenen erleiden zu irgendeinem Zeitpunkt einen Tinnitus von beliebiger Dauer. Etwa 15 Prozent der Erwachsenen kennen einen spontanen, das heißt nicht durch Lärmbelastung verursachten Tinnitus, der länger als fünf Minuten anhält. Im Verlauf von fünf bis zehn Jahren kommt der Tinnitus bei etwas mehr als einem Viertel zum Stillstand. Etwa acht Prozent leiden unter einem Tinnitus, der zu Schlafstörungen oder zu mittel- bis schwergradiger seelischer Beeinträchtigung führt.
Wenn das ständige Pfeifen, Rauschen oder Summen länger als ein, zwei Tage anhält, sollten Sie einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) aufsuchen.
Zunächst stellt der Arzt seinem Patienten eine Reihe von gezielten Fragen, um sich einen ersten Überblick über Art und Intensität des Tinnitus, das Hörvermögen und Gleichgewicht des Betroffenen zu verschaffen.
Unter anderem schildern Sie dann, in welcher Situation die Ohrgeräusche erstmals auftraten und wie sich die Töne anhören. Die weitere Krankengeschichte – wichtige Punkte hier: frühere oder aktuelle Erkrankungen und Eingriffe sowie Medikamentenbehandlungen – und das Gespräch liefern dem Arzt oft schon Hinweise, in welche Richtung er weiter suchen oder behandeln könnte.
Der HNO-Arzt untersucht Gehörgang und Trommelfell mit dem Ohrmikroskop, um eventuell bestehende sichtbare Veränderungen erkennen zu können. Auch Nasen- und Rachenraum betrachtet er eingehend. Klagt der Patient über ein pulsierendes Ohrgeräusch, hört der Arzt das Ohr und die Halsschlagader auf der entsprechenden Seite ab, außerdem auf der Gegenseite.
Häufig überprüfen Mitarbeiter des HNO-Arztes anschließend das Hörvermögen des Tinnitus-Patienten. Für das sogenannte Audiogramm setzt sich der Betroffene in einem abgeschirmten Raum Kopfhörer auf und hört sich nacheinander verschiedene Töne an, die erst für das eine, dann für das andere Ohr eingespielt werden. Mit einem Knopfdruck signalisiert er, wann er den Ton gehört hat. Die Lautstärke wird meist in 5-Dezibel-Schritten so lange erhöht, bis sich die Hörschwelle festlegen lässt. Diese zeigt an, bei welcher Tonhöhe (Frequenz in Hertz = Hz) und bei welcher Lautstärke (Schalldruckpegel in Dezibel = dB) der Patient ein akustisches Signal gerade noch hört.
Wenn Sie einen chronischen Tinnitus haben, kann es sinnvoll sein, nach einer HNO-Untersuchung auch mit einem psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten (Facharzt für Psychosomatische Medizin) über Ihre Tinnitus-Problematik zu sprechen – vor allem, wenn Sie die Ohrgeräusche als besonders störend oder gar quälend empfinden.
Das Gespräch dreht sich dann darum, wie belastend die anhaltenden Töne sind, ob Konzentrationsstörungen oder Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen vorliegen, inwieweit Sie sich entspannen können, ob Sie sich wegen der Ohrgeräusche um Ihre Gesundheit sorgen oder oftmals niedergeschlagen sind.
Hilfreich dafür ist der standardisierte Tinnitus-Fragebogen von Professor Gerhard Goebel und Professor Wolfgang Hiller, der in einer Kurzform als "Tinnitus-Test" auf der Homepage der Deutschen Tinnitus-Liga Auskunft über Ihren Leidensdruck gibt (siehe Link im Eingangskapi "Tinnitus richtig behandeln: Übersicht – Hintergrund, Auslöser").
Mit speziellen und sehr komplizierten Messverfahren lässt sich bei Bedarf die Hörschwelle darüber hinaus objektiv – also auch ohne Mitarbeit des Patienten – messen. Dazu gehört etwa die Messung otoakustischer Emissionen, die Aufschluss über die Innenohrfunktion (Gehörorgan) geben kann. Spezielle Mikrofone fangen hier die Töne auf, die die Hörzellen vom Innenohr wieder in den Gehörgang zurücksenden, wenn Schall auf sie trifft.
Einen weiteren möglichen Untersuchungsschritt stellt die Tinnitusanalyse dar. Damit der Arzt Frequenz und Intensität des Tinnitus bestimmen kann, vergleicht der Tinnitus-Betroffene verschiedene eingespielte Töne mit seinem eigenen Ohrgeräusch. Ein anderer Test zeigt, ob sich die Töne im Ohr durch andere Geräusche oder Töne verdecken beziehungsweise "maskieren" lassen. Dabei stellt der Untersucher Intensität und Frequenz der überdeckenden akustischen Phänomene fest.
Lesen Sie mehr zu Hörprüfungen und Untersuchungen im Ratgeber "Schwerhörigkeit".
Um bei entsprechendem Verdacht einen am Gehörnerv auftretenden, seltenen Tumor (in der Regel gutartig) oder eine entzündliche Erkrankung des Hörnervs ausschließen zu können, misst der HNO-Arzt zudem die Aktivitäten der am Hörvorgang beteiligten Nerven. Das geschieht mit der Hirnstammaudiometrie (BERA = brainstem evoked response audiometry = Messung der Hörnervenleitgeschwindigkeit). Bei einem krankhaften Befund wird sich eine Magnetresonanztomografie anschließen, um das Gewebe genauer abzubilden und eine Diagnose zu stellen.
Eine Computertomografie kann zum Beispiel einen möglichen Krankheitsprozess im Bereich der den Mittel- und Innenohrraum umgebenden Schädelknochen (Schläfen- und Felsenbein) aufspüren.
Für einige wenige Tinnitus-Betroffene kann der Arzt eventuell noch weitere Diagnoseschritte als sinnvoll erachten. Das hängt jedoch ganz davon ab, was die ersten grundlegenden Untersuchungen und Tests ergeben haben.
Möglicherweise zieht der HNO-Arzt noch andere Spezialisten hinzu wie einen manualtherapeutisch ausgebildeten Arzt, der die Halswirbelsäule überprüft, oder einen Neurologen, der Gehirn und Nervenfunktionen, unter anderem das Gleichgewicht, näher untersucht.
Blutanalysen, Herz-und-Kreislauf-Tests oder Ultraschallaufnahmen (Dopplersonografie) der Ohr und Gehirn versorgenden Arterien können mitunter für die Eingrenzung eines pulsierenden Tinnitus (Fachbegriff: pulsatiler oder pulssynchroner Tinnitus, synchron mit dem Pulsschlag) aufschlussreich sein.
Dabei erhobene Befunde können bei dringendem Krankheitsverdacht durch eine Angiografie, eine Angio-Computertomografie (Angio-CT) oder eine Angio-Magnetresonanztomografie (Angio-MRT) präzisiert werden. Die Abkürzung "Angio-" verweist auf die Blutgefäße.
Manchmal sind ergänzende zahnärztliche und kieferorthopädische Untersuchungen empfehlenswert.
Tritt ein Tinnitus akut auf, sind die Auslöser zuerst direkt im Ohr zu suchen. Hier beeinträchtigen harmlose oder ernsthafte Störungen die Schallweiterleitung unmittelbar. Schädigungen des Innenohrs gehen mit einer Schallempfindungsstörung einher. In beiden Fällen kann es zu krankhaft übersteigerter Aktivität im Hörsystem und damit zu Tinnitus kommen.
Eine Altersschwerhörigkeit, eine Lärmschwerhörigkeit, ein Hörsturz oder die Menière-Krankheit sind sehr häufig mit Tinnitus verbunden.
Mitunter weitet sich die Öffnung der Ohrtrompete im Rachen zu stark ("Tubenfunktionsstörung"). Dann hört man seinen Atem und seine Stimme unangenehm laut (Autophonie), was aber keinen Tinnitus bedeutet. Zu den möglichen Ursachen gehören ausgeprägter Gewichtsverlust oder ohrnahe Bestrahlungen des Kopfes.
Nicht immer geht ein Tinnitus von Schäden unmittelbar im Ohrbereich aus. Um gut funktionieren zu können, müssen Hörorgan und Nervenbahnen im Gehirn über die Gefäße ausreichend durchblutet und so mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Auch ein ausgeglichener Stoffwechsel ist wichtig.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden als Tinnitusverursacher häufig genannt, spielen aber im Vergleich zu den anderen Auslösern wie Lärm eine untergeordnete Rolle.
Bei einem Blutdruckabfall im Stehen (orthostatische Hypotonie) kommen zum Ohrensausen häufig Schwindel, gegebenenfalls ein beschleunigter Pulsschlag dazu. Bei einem starken Blutdruckabfall können Betroffene sogar ohnmächtig werden.
Blutarmut (Anämie) kann zu globalem Sauerstoffmangel im Gehirn führen, der neben Schwindel mitunter auch Ohrgeräusche auslöst.
Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Fettstoffwechselprobleme wirken sich ebenfalls auf die Gefäße und Durchblutung aus. Dennoch gibt es wenig Bezug zwischen Diabetes und Tinnitushäufigkeit.
Verändern sich die Ohrgeräusche bei Hals- und Kopfbewegungen, ist auch an Störungen im Bereich der Halswirbelsäulenmuskulatur zu denken. Dieser sogenannte somatosensorische Tinnitus entsteht über Nervenverbindungen zwischen einzelnen Halswirbelsäulenabschnitten und dem Hörsystem und kommt bei 20 bis 40% der Fälle mit chronischen Ohrgeräuschen oft zusätzlich vor.
Über die gleichen Mechanismen können Überlastungen der Kiefer-Kaumuskulatur den Tinnitus in seiner Intensität beeinflussen. Nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus) etwa als Ausdruck erhöhter seelischer Belastungen verstärkt mitunter den nächtlichen Tinnitus und die Betroffenen wachen mit einem lauten Tinnitus auf, der aber bei Entspannung rasch wieder zurückgeht.
Eine Reihe von Medikamenten haben Nebenwirkungen, die sich auf das Hörsystem auswirken und manchmal Tinnitus hervorrufen. Hier seien nur einige Beispiele genannt:
Wenn Sie die Vermutung haben, Ihre Ohrgeräusche könnten mit einem Medikament zusammenhängen, das Sie einnehmen, fragen Sie Ihren Arzt um Rat. Setzen Sie kein Mittel, das er Ihnen verschrieben hat, ohne Rücksprache einfach ab.
Nur in wenigen Fällen beruht ein Tinnitus auf einer im Körper objektivierbaren Schallquelle (siehe auch Kapitel "Tinnitus: Diagnose"). So können zum Beispiel Gefäßfehlbildungen wie Kurzschlussverbindungen zwischen Arterien und Venen im Ohrbereich pochende Geräusche (pulsierender oder pulsatiler Tinnitus) erzeugen.
Auch Verengungen der Gefäße in der Nähe des Mittel- oder Innenohrs infolge einer Arteriosklerose führen manchmal zu hörbaren Turbulenzen im Strömungsbereich.
Ein gutartiger Tumor am Mittelohr (Glomustumor) löst ebenfalls ein im Rhythmus des Herzschlags pulsierendes Rauschen im Ohr, dazu zunehmende Schwerhörigkeit aus.
Die Diagnostik und Therapie solcher Veränderungen wird der Arzt nach genauer Abklärung der individuell vorliegenden Tinnitusform gestalten. Da dies teilweise invasive neuro- und gefäßradiologische Verfahren notwendig macht, ist vorher eine sorgfältige und gut abgestimmte Nutzen- und Risikoabwägung durch die verantwortlichen Ärzte geboten.
Stress, körperlicher oder seelischer, löst zwar unmittelbar keinen Tinnitus im Gehirn aus. 26 Prozent der Menschen mit chronischem Tinnitus berichten jedoch, dass sie viel Stress hatten oder haben. Die Ohrgeräusche sind demnach ein "innerer Seismograph" der aktuellen Befindlichkeit. Dennoch wird die Festlegung auf eine Pauschalhypothese wie Stress der Differenziertheit des Tinnitus nicht gerecht.
Offenbar begünstigen unter anderem psychische Faktoren häufig die Entwicklung eines Tinnitus. Sie haben aber vor allem einen wichtigen Einfluss darauf, wie jemand die Dauertöne erlebt und wie er mit ihnen umgehen kann. Schon im Akutstadium spielt die seelische Verfassung eine Rolle.
Liegt zu diesem Zeitpunkt eine seelische Belastung wie Depression, Angst, ein einschneidendes Lebensereignis oder eine schwere Schlafstörung vor, läuft der Betroffene Gefahr, dass sein Tinnitus im Verlauf der nächsten Monate dekompensiert. In solchen Fällen ist neben der medizinischen Behandlung eine psychotherapeutische Beratung schon im Anfangsstadium hilfreich.
Ein besonderes Gewicht erhält die Verflechtung zwischen Psyche und Hören beim chronischen Tinnitus. Wer darunter leidet, kann Gefühle gleichsam hören: Chronisch Betroffene nehmen emotionale Eindrücke auch mit Gehirnarealen wahr, die mit der Hörbahn vernetzt sind. Das ergaben Studien des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim.
Das Gehirn ist bei bleibenden Ohrgeräuschen dauerhaft sensibilisiert. Auf den amerikanischen Forscher Pawel Jastreboff geht ein neurophysiologisches Modell zurück, das zeigt, welche Rolle Wahrnehmung und Bewertung bei der Entstehung eines chronischen Tinnitus spielen: Zuerst sind die Geräusche mit gewissen Assoziationen wie Angst, Kontrollverlust und Hilflosigkeit zeitlich eng verknüpft. Später verstärken die Assoziationen selbst den Tinnitus, ähnlich wie bei einem konditionierten Reflex.
Dauerhafte Ohrgeräusche betreffen den gesamten Menschen. Manche Betroffene können die störenden Töne dennoch gut in ihr Leben integrieren und nehmen sie häufig kaum mehr wahr (kompensierter Tinnitus).
Andere erkranken umfassend daran (dekompensierter Tinnitus, siehe Kapitel "Tinnitus: Übersicht – Hintergrund, Auslöser") und Kapitel "Ohrgeräusche: Wie Tinnitus entsteht und wie er sich äußert"). Die Geräusche werden für sie unerträglich und beeinträchtigen den Alltag. Dabei spielt es keine Rolle, wie laut der Tinnitus erlebt wird. Die Betroffenen leiden unter Muskelverspannungen, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen. Manche entwickeln ernste seelische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen. Die Hälfte der Menschen mit Depressionen oder Angsterkrankungen berichten über einen Tinnitus.
Es kommt ebenso vor, dass Menschen, die mit starken Ohrgeräuschen zu tun haben, schon vorher eine Depression oder Angsterkrankung hatten. Das seelische und das körperliche Leiden verstärken sich dann oft gegenseitig.
Wenn neu aufgetretene Ohrgeräusche länger als ein, zwei Tage anhalten, sollte der oder die Betroffene zu einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt gehen. Dieser wird die Ohren eingehend untersuchen, das Hörvermögen überprüfen und im Gespräch die Krankengeschichte und möglichen Entstehungsbedingungen des Ohrgeräusches nachzeichnen.
Nur bei Bedarf werden sich weitere apparative Untersuchungen (siehe Kapitel "Ohrgeräusche (Tinnitus): Diagnose") anschließen, um die Diagnose zu sichern und eine entsprechende Therapie einzuleiten.
Ein akuter Tinnitus zum Beispiel, der im Zusammenhang mit einer Ohrerkrankung aufgetreten ist, legt sich meistens mit der Behandlung derselben, wie zum Beispiel bei einer Mittelohrentzündung mit Antibiotika.
Bei einem Hörsturz gilt es, zugrunde liegende Störungen aufzudecken, etwa eine Menière-Krankheit. Je nachdem leitet der Arzt auch hier eine Therapie ein, die sich möglichst gezielt auf die Begleiterkrankung bezieht. Über die Therapie der Menière-Erkrankung informiert der Ratgeber "Menière-Krankheit".
Ein Knall- oder Explosionstrauma und eine akute Lärmschädigung gelten als Eilfall, die zeitnah behandelt werden müssen, um Schäden am Trommelfell und im Innenohr zu beheben. Häufig werden Infusionen mit Kortison gegeben. Manchmal ist ein Eingriff notwendig.
Seit Jahren wird erprobt, ob das Einbringen des Kortison mittels einer Spritze durchs Trommelfell ins Mittelohr wirksamer ist als die innerliche Gabe (Infusion, Tabletten). Häufig vergehen Tinnitus und Schwerhörigkeit aber auch von alleine oder mit der Therapie wieder. Bleiben die Beeinträchtigungen bestehen, bieten sich die Versorgung mit einem Hörgerät und ergänzende Therapieschritte an (siehe weiter unten).
Wenn die Ohrgeräusche den Betroffenen schon im akuten Stadium sehr stark beeinträchtigen, etwa weil er sich gerade in einer schwierigen Lebenssituation befindet, ist es sinnvoll, sich umfassend über die Bedeutung des Tinnitus aufklären zu lassen.
Der Arzt – meist ein HNO-Arzt oder ein Arzt für psychosomatische Medizin oder Psychotherapie – bespricht dabei mit seinem Patienten frühzeitig Möglichkeiten, wie dieser am besten mit den Ohrgeräuschen im Alltag umgeht und was ihn ablenken kann. Es geht insbesondere darum, ihm die Angst vor dem Tinnitus zu nehmen und belastende Situationen besser zu bewältigen, damit sich die störenden Töne nicht in den Vordergrund drängen und eventuell dauerhaft festsetzen.
Wer unter chronischen Ohrgeräuschen leidet, profitiert zunächst davon, wenn er mehr über sein Leiden weiß. Es ist hilfreich, wenn sein Arzt ihn eingehend darüber aufklärt, wie Tinnitus entstehen und welche Bedeutung er für Körper und Seele einnehmen kann und wo man seriöse Informationsquellen finden kann. Dabei ist es wichtig, dass der Betroffene über seinen Leidensdruck offen spricht und sich ernst genommen fühlt.
In der Hörberatung werden Erkenntnisse über die persönlichen Hörgewohnheiten der Tinnitusbetroffenen vermittelt und ihr Umgang mit Musik und Lärm erfragt. Diese Form der Beratung, die auch den Psychotherapeuten aktiv einbezieht, heißt Tinnitus-Counseling. Es stellt einen wesentlichen Schritt dar, um den Tinnitus individuell zu bewältigen und geeignete Maßnahmen dafür zu finden.
Wenn der Leidensdruck durch die ständigen Ohrgeräusche groß ist, erweist sich sehr häufig eine kognitive Verhaltenstherapie (VT) mit fünf bis 15 Sitzungen als sinnvoll. Sie findet als Einzel- oder Gruppentherapie, oft auch mit einem validiertem Therapiemanual, statt (sogenannte manualisiert-strukturierte kognitive VT; ein Manual ist ein Handbuch).
In den Einzel- oder Gruppengesprächen lernen die Betroffenen, wie sie mit dem Tinnitus so umgehen, dass er den Alltag nicht mehr dauerhaft beeinträchtigt. Sie erfahren zum Beispiel, dass sie das Rauschen, Pfeifen oder Summen mit angenehmer Musik oder Hörbüchern in den Hintergrund drängen können.
Auch unterschiedliche Phantasiereisen eignen sich dazu, die Dauergeräusche mit angenehmen Empfindungen zu verknüpfen.
Die Wirksamkeit der kognitiven VT ist unter anderem laut einer strengen Untersuchung des Deutschen Cochrane-Zentrums an der Uniklinik Freiburg belegt. Viele interdisziplinäre Behandlungszentren beziehen verhaltenstherapeutische Programme von Anfang an in die Therapie mit ein.
Es ist höchst hilfreich, verhaltenstherapeutische Maßnahmen und Entspannungstechniken mit einem "Tinnitusgerät" (Tinnitus-Masker oder Tinnitus-Noiser) zu einem umfassenden Bewältigungstraining zu kombinieren. Bei einer solchen "Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT, von engl. retrain = zurücktrainieren) lernen Tinnitus-Geplagte schrittweise, die Ohrgeräusche nicht mehr als störend wahrzunehmen. Ziel ist es, dass die inneren Töne keine belastende Rolle mehr spielen oder ganz aus dem Bewusstsein weichen.
Bei sehr hoher Tinnitusbelastung ist eine Psychotherapie zur Bewältigung einer zugleich bestehenden Angststörung oder Depression sinnvoll, gegebenenfalls auch mit medikamentöser Unterstützung.
Wenn sich ein Hörverlust und damit verbundene Ohrgeräusche mit oben genannten Methoden nicht erfolgreich behandeln lassen und die Schwerhörigkeit ein bestimmtes Ausmaß überschritten hat, sollten sich die Betroffenen frühzeitig ein Hörgerät anpassen lassen.
Mit einem sorgfältig ausgewählten Gerät hören und verstehen sie besser, und bestimmte Ohrgeräusche stehen dann auch nicht mehr so stark im Vordergrund. Anders gesagt: Durch die nun wieder viel besser wahrgenommene Umwelt tritt der Tinnitus als eigenes Geräusch in den Hintergrund.
Viele Betroffene, die zunächst die psychologische Barriere "Hörgerät – bloß nicht"! überwinden mussten, waren hinterher zufrieden.
Hörimplantate im Innenohr (Cochlea-Implantate CI) helfen bei einseitiger Ertaubung oder ausgeprägter Schwerhörigkeit, den Tinnitus weitgehend zu maskieren.
Viele HNO-Ärzte und Kliniken bieten Tinnitus-Sprechstunden an. Menschen, die ständige und vor allem besonders laute Ohrgeräusche haben, fühlen sich allerdings zeitweilig so stark psychisch und körperlich belastet, dass ambulante Maßnahmen nicht ausreichen.
In Deutschland gibt es eine Reihe von stationären Einrichtungen mit Behandlungsschwerpunkt Tinnitusbewältigung. Dies sind in der Regel Psychosomatische Kliniken mit besonders dafür trainiertem Personal.
Da Tinnitus das Symptom unterschiedlichster Erkrankungen ist beziehungsweise in vielen Fällen keine Erklärung für den Tinnitus gefunden wird (idiopathischer Tinnitus), gibt es auch nicht die "Tinnituspille". Begleiterkrankungen wie Depression oder Angststörungen werden individuell behandelt.
Wenn Sie manchmal Ohrgeräusche haben, die nach kurzer Zeit wieder verschwinden, sollten Sie nach einer HNO-Untersuchung einschließlich Hörtest das Symptom als Warnsignal Ihres Körpers und Ihrer Seele ernst nehmen.
Fragen Sie sich, was Ihnen das Pfeifen, Rauschen oder Summen sagen will, und überlegen Sie, wie Sie mit Stress und Überforderungen besser umgehen könnten. Gönnen Sie sich zwischendurch immer wieder mal eine kurze Pause und meiden Sie die Stille, aber auch übermäßigen Lärm und allzu laute Musik.
Setzt der Tinnitus sich fest, zeigt er sich in immer kürzeren Abständen oder tritt er plötzlich heftig auf, sollten Sie sich spätestens dann innerhalb von ein, zwei Tagen bei einem Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten eingehender untersuchen lassen.
Wenn die ungebetenen Dauertöne sich dauerhaft einnisten, lassen Sie sich nicht entmutigen. Versuchen Sie zuerst, sie anzunehmen und mehr über sie zu erfahren. Lassen Sie sich eingehend von Ärzten und Psychotherapeuten, die auf Tinnitus spezialisiert sind, beraten.
In einem weiteren Schritt gilt es, wenn nötig mit fachlicher Unterstützung, die ständigen inneren Geräusche in Ihr Alltagsleben mit einzubinden. Denn je mehr Aufmerksamkeit Sie dem Tinnitus schenken, desto mehr kann er Sie plagen.
Familienmitglieder, Arbeitskollegen und Bekannte fühlen sich durch häufige Berichte über Ihre gesundheitlichen Sorgen oftmals überfordert. Sprechen Sie deshalb hauptsächlich mit ausgewählten Vertrauten, mit Fachleuten und mit anderen Betroffenen darüber, was Sie in Bezug auf den Tinnitus bedrückt.
Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Gerhard Armin Goebel behandelt Patienten mit Tinnitus und Hyperakusis am interdisziplinären Neurozentrum-Prien am Chiemsee für ambulante Untersuchung und Therapie. Mit Eröffnung der Medizinisch-Psychosomatischen Klinik Roseneck 1985 ist er einer der führenden Mitarbeiter dieser Klinik. Zunächst als Oberarzt, seit 1999 als Chefarzt hat er maßgeblich die kognitive Verhaltenstherapie (VK) für den Schwerpunkt stationäre Tinnitus- und Hyperakusis-Behandlung entwickelt, worüber er publiziert und 1999 in der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Technischen Universität (TU) München habilitiert. Er ist mit Wolfgang Hiller (Universität Mainz) Herausgeber des "Tinnitus-Fragebogen TF " (1994, 1998), "Tinnitus-Interview STI" (2001) sowie des "Mini-Hyperakusis-Fragebogen (Mini-HQ9" 2014). Professor Goebel ist Mitglied verschiedener medizinischer Fachgesellschaften im Spannungsfeld zwischen Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Audiologie und Psychologie und seit 2002 Vizepräsident der Deutschen Tinnitus-Liga e.V., Wuppertal (DTL).
Fachliteratur für diesen Ratgeber:
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Tunkel DE, Bauer CA, Sun GH et al. for the American Academy of Otolaryngology – Head and Neck Surgery Foundation: Clinical Practice Guideline: Tinnitus Executive Summary, Otolaryngology – Head and Neck Surgery 2014, Vol. 151(4)533-541, DOI: 10.1177/0194599814547475 (Abgerufen am 12.02.2018)
Kranz, D: Hypnotherapie bei Tinnitus. Ein Praxisleitfaden. Unter Mitarb. von Faller S, Schaaf H, Göttingen, Hogrefe 2017
Jäger B, Goebel GA: Krankheitsbewältigung bei Tinnitus. PSYCH up2date 2017; 11(6): 509-525; Thieme Verlag KG; DOI: 10.1055/s-0043-106978 (Abgerufen am 12.02.2018)
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Fachredaktion: Dr. med. Claudia Osthoff